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Dies hier sind persönliche Überlegungen, durch die ich nicht Kenntnis von Dingen zu vermitteln suche, sondern von mir. 

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Ein Aussenseiter und Aussteiger, Autor zahlreicher selbstgefertigter Bücher über Sexualität, Schöpfer eines Wissensgartens, dessen Werk von seinen Angehörigen nach seinem Tod aus Scham über den "Spinner" in der Verwandtschaft zerstört wurde. Der Autor konnte zum Glück einiges retten, er warf bei der Hausräumung und Bücherverbrennung heimlich Bände aus dem Fenster und sammelte sie am nächsten Morgen in der Früh im Kastanienwald ein. Ihm sei's gedankt.

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1909 erscheint Robert Walsers Jakob von Gunten, eines der drei oder vier Bücher, die auf eine Insel mitzunehmen wären. Walser beschreibt eine Karriere nach unten: «Man lernt hier sehr wenig, es fehlt an Lehrkräften, und wir Knaben vom Institut Benjamenta werden es zu nichts bringen, das heisst, wir werden alle etwas sehr Kleines und Untergeordnetes im späteren Leben sein». Unterrichtsstoff ist hauptsächlich einprägen von Geduld und Gehorsam, und einige Mitschüler verstehen es bereits meisterlich, den Befehlen Hals über Kopf dienstfertig entgegenzustürzen. Die Demut und Folgsamkeit gibt sich allerdings in ihren Übertreibungen bald als blanke List zu erkennen - wer sich so zur Zwergengrösse duckt, kann leichter entwischen, wer so übertrieben gehorsam zum Mund des Erziehers redet, macht sich schon wieder über ihn lustig. Walsers Roman bildet eine Variante und auch die Parodie eines Entwicklungs- und Bildungsromans - in ihm ist in unheimlicher  Weise der Albtraum von der Unterordnung, Unterwerfung des Individuums dargestellt, der im zwanzigsten Jahrhundert zu massenmörderischer Totalität fand. Drill, Uniformierung, eine Moral der Selbstentäusserung und der Unterwerfung unter äusseren Zwang wird als positives Programm geschildert, das durch traumartige Sequenzen und durch die übertriebene Anpassungswilligkeit des Zöglings gleich wieder ad absurdum gestellt wird. Darin äussert sich eine Kritik individuellen Verhaltens und der in der Gesellschaft latenten Werte, mit der es Walser zweifellos ernst war. 113 Jahre später immer noch aktuell.

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